Chemische Beikrautregulierung
Stand Januar 2023
Die erfolgreiche Unkrautkontrolle ist entscheidend für den Anbauerfolg, da die Sojabohne aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung und dem spätem Bestandesschluss kaum Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern besitzt. Außerdem kann übermäßiger Unkrautbesatz die Erntearbeiten erschweren, zur Erhöhung der Erntefeuchte beitragen und die Qualität des Ernteguts massiv beeinträchtigen. Beispielsweise ein Besatz mit giftigem Schwarzen Nachtschatten führt zur Annahmeverweigerung beim Erfasser da er nur sehr schwer herausgereinigt werden kann. Von der Gefahr für den Menschen, falls die Sojabohnen für die menschliche Ernährung verwendet werden, bzw. für Tiere die damit gefüttert werden, ganz zu schweigen.
Um einen erfolgreichen Sojaanbau zu gewährleisten ist es somit unbedingt erforderlich, die Bestände unkrautfrei zu halten.
Eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung in Soja beginnt bereits im Vorfeld. Für den Anbau sollten möglichst Felder mit geringerem Unkrautbesatz ausgewählt werden. Die Freiheit von Problemunkräutern wie Ackerkratzdistel und Ackerwinden sollte gewährleistet sein, da diese in Soja chemisch nicht bekämpft werden können. Disteln und Winden müssen im Getreide in den Vorjahren bekämpft werden.
Das Leitunkraut Nummer Eins in den Sojabeständen ist der weiße Gänsefuß (und Melde), da es zu massiver Konkurrenz kommt und damit zu hohen Ertragseinbußen führen kann. Gleich darauf folgt der Schwarze Nachtschatten. Wärmekeimer wie Amaranth, Franzosenkraut und vor allem die Hirsearten treten ebenfalls relativ häufig auf. Je nach Standort sind noch Klettenlabkraut, Kamille und Knötericharten zu nennen.
Die vorhandene Altverunkrautung könnte vor der Sojasaat mit einem zugelassenen Glyphosatprodukt beseitigt werden.
Besser bewährt hat sich aber eine flache Bodenbearbeitung einige Tage vor der Saat. Diese bewirkt nicht nur eine mechanische Unkrautbekämpfung, sondern hat noch den Effekt einer schnelleren Bodenerwärmung, und dadurch einen schnelleren Feldaufgang der Bohnen zur Folge.
Überhaupt sollte man alles unternehmen, um eine zügige Jugendentwicklung der Bohnen zu gewährleisten. Eine möglichst frühe Aussaat ist zwar für den Sojaertrag förderlich, darf aber trotzdem erst ab einer Bodentemperatur von mehr als acht bis zehn Grad Celsius erfolgen, um ein zügiges Wachstum der Bohnen zu gewährleisten. Dies kann in den Gunstlagen Süddeutschlands bereits ab Anfang April der Fall sein, in den Höhenlagen aber auch erst Anfang Mai. Wichtiger als die Bodentemperatur ist eine nachfolgende warme Hochdruckwetterlage!
Einerseits verträgt die Sojabohne kaum Unkrautkonkurrenz und reagiert mit starken Ertragseinbrüchen. Andererseits kann die Sojapflanze bei nicht an die Bedingungen angepassten Aufwandmengen mit Mindererträgen gegenüber den eingesetzten Herbiziden reagieren. Bei der Aussaat ist auf eine ausreichende Tiefenablage von mindestens drei, besser vier Zentimetern und einer geschlossenen Saatrille zu achten um beim Einsatz von Bodenherbiziden die Verträglichkeit zu gewährleisten. Walzen nach der Saat ist ebenfalls nützlich für eine bessere Herbizidwirkung, bietet aber auch eine Erleichterung bei der Ernte wegen des tiefen Hülsenansatzes der Sojabohne. Wichtig: Falls die Walze eingesetzt wird, ist die Vorauflaufanwendung unbedingt nach dem Walzen durchzuführen. Ein Walzen nach der Pflanzenschutzanwendung führt zur Zerstörung des Herbizidfilms. Die Hauptlast beim Herbizideinsatz in Soja trägt die Vorauflauspritzung. Nur im Vorauflauf kann das wichtigste Unkraut, der weiße Gänsefuß sicher bekämpft werden. Unterlässt man diese grundlegende Maßnahme, ist eine vollständige Kontrolle dieses Unkrauts im Nachauflauf nur noch sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Außerdem geht man ein unnötiges Verträglichkeitsrisiko durch die dann mehrmals notwendigen Nachauflaufspritzungen ein.
In der Praxis haben sich folgende Kombinationen für die Vorauflaufbehandlung bewährt:
1,5 – 2,0 kg/ha Artist + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Diese breitwirksame Kombination ist weitestgehend sicher gegen die Leitunkräuter Weißer Gänsefuß / Melde, welche von allen Unkräutern zu den höchsten Ertragsverlusten führen können. Der einzige Nachteil ist in der schwächeren Wirkung gegen Schwarzen Nachtschatten zu sehen.
0,3 – 0,4 l/ha Sencor Liquid + 0,6 – 0,8 l/ha Spectrum + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Die Stärke dieser Kombination liegt vor allem in der Dauerwirkung gegen die Wärmekeimer wie z.B. Hirsearten, Amarant, Schwarzer Nachtschatten und Franzosenkraut. Die Wirkung gegen Weißen Gänsefuß / Melde ist etwas schwächer als bei der vorher genannten Artist – Centium Kombination.
Wichtig für eine optimale Wirkung und Verträglichkeit bei beiden Varianten: Die oberen Aufwandmengen gelten für Ton- und / oder humusreichere Böden (Lehm; toniger Lehm) bzw. in trockeneren Regionen, die unteren Aufwandmengen gelten für leichte Böden bzw. feuchteren Regionen. Beide Mischungen besitzen nicht nur eine gute Breitenwirkung, sondern auch eine lange Dauerwirkung welche die Unkrautfreiheit in der Regel bis zur Ernte gewährleistet. Bei ungünstiger Witterung kann es vereinzelt zu nekrotischen Blattflecken auf den unteren Blättern durch den Wirkstoff Metribuzin kommen. Diese wachsen sich jedoch sehr schnell aus, eine Wachstumsverzögerung ist kaum zu beobachten.
Eine Ausnahme besteht jedoch. In den Sorten ES Mentor, Alvesta, Atacama, RGT Siroca und RGT Sphinxa sollte diese Mischung nicht eingesetzt werden, da diese mit Wachstumsstörungen, bis hin zum Totalausfall durch den Wirkstoff Metribuzin reagieren können.
0,75 l/ha Spectrum + 1,5 l/ha Stomp Aqua oder
2,75 l/ha Spectrum Plus (Fertigpräparat aus Spectrum und Stomp Aqua):
Die Wirkung gegen Gänsefußarten ist zuverlässig. Nachtschatten und Hirsearten werden sicher erfasst. Die Wirkung gegen Windenknöterich ist als etwas schwächer einzustufen. Allerdings muss das Verträglichkeitsrisiko des Stomp Wirkstoffes Pendimethalin beachtet werden. Besonders auf leichteren Boden, aber vor allem aber nach Starkniederschlägen kann es zu Schäden an der Sojabohne kommen, mitunter auch zu Pflanzenverlusten. Sortenunterschiede konnten dabei zwar beobachtet werden, sind aber nicht sicher einzuordnen. Falls ein Einsatz von Stomp Aqua (oder Spectrum Plus) angestrebt wird, sind mindestens folgende Punkte zu beachten: Die Stomp Aqua Menge ist auf 1,5 l/ha zu begrenzen (obwohl 2,6 l/ha zulässig wären). Das Spectrum Plus sollte nur mit 2,75 l/ha eingesetzt werden (obwohl 4,0 l/ha zugelassen wären). Die Saatgutablage muss exakt mit einer Mindestsaattiefe von 5 cm erfolgen. Die sogenannten „Stomp Schäden“ traten in der Praxis in trockenen Regionen bisher nicht auf.
2,0 l/ha Quantum + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Die Kombination aus hat sich als gut verträglich gezeigt. Allerdings sollte diese Mischung nur eingesetzt werden, wenn wenig Gänsefuß und Melde zu erwarten ist. Hier muss unbedingt die schwächere Wirkung beachtet werden. Das gilt natürlich auch für den Schwarzen Nachtschatten.
Nachauflauf gegen Unkräuter:
Wenn eine lange Trockenheit nach der Vorauflaufspritzung zu einer unzureichenden Unkrautkontrolle geführt hat, muss im Nachauflaufverfahren reagiert werden. Falls die Sojabohne in einer Rapsfruchtfolge steht und bereits Ausfallraps aufgelaufen ist, lässt sich eine Nachauflaufbehandlung häufig nicht vermeiden, da alle Vorauflaufwirkstoffe eine Wirkungslücke gegen Ausfallraps haben. Die Nachauflaufbehandlungen sind nur zur Nachkorrektur von eventuell von der Vorauflaufbehandlung nicht erfassten Unkräutern sinnvoll. Eine alleinige Unkrautbekämpfung ist im Nachauflauf nicht möglich.
Das Harmony SX kann im Nachauflaufverfahren 2 mal im Splitting bis zu BBCH 14 der Sojabohne eingesetzt werden. Die erste Behandlung kann mit 7,5 g/ha Harmony SX + Additiv bis zum BBCH 12 der Unkräuter eingesetzt werden. Nach 7 – 14 Tagen ist eine zweite Behandlung mit 7,5 g/ha Harmony SX + Additiv bis zum BBCH 14 der Unkräuter möglich. Wichtig für eine gute Verträglichkeit: Das Harmony SX greift als Sulfonylharnstoff in den Stoffwechsel der Sojabohne ein und muss metabolisiert werden. Dies gelingt nur bei wüchsiger Witterung. Unter kühlen Bedingungen kann es zu Wachstumsverzögerungen der Sojabohne kommen. Sehr wichtig für die sichere Wirkung ist der Einsatz eines Additivs um die Wachsschicht der Unkräuter für das Harmony SX zu öffnen. In der Praxis bewährt hat sich hierbei beispielsweise das Produkt Dupont Trend (0,3 l/ha). Auch andere Additive wären möglich.
Breitwirksam und wirkungsstark ist das seit Mai 2018 in Soja genehmigte Clearfield Clentiga. Es wird im Nachauflauf mit einer Aufwandmenge von 1,0 l/ha Clearfield Clentiga + 1,0 l/ha Dash eingesetzt. Die Bekämpfungserfolge waren immer dann erfolgreich, falls der Einsatz rechtzeitig erfolgt ist. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Unkräuter nicht wesentlich über das 1. Laubblatt Stadium hinaus gewachsen sind. Eine gute Wirkung gegen Klettenlabkraut, Kreuzblüter, Nachtschatten, Taubnesssel, Gänsefuß/Melde und Knöteriche ist gegeben.
Besonders gut bewährt in der Praxis hinsichtlich Wirkung hat sich in den letzten beiden Jahren die Kombination von 1,0 l/ha Clearfield Clentiga + 1,0 l/ha Dash + 7,5 g/ha Harmony SX. Verträglichkeitsprobleme traten keine auf, falls auf eine wüchsige Witterung geachtet wurde.
Gräserbekämpfung im Nachauflauf:
Falls noch Gräser, aber vor allem Hirsearten, vorhanden sind kann eine Gräserbehandlung mit 0,8 – 1,0 l/ha Fusilade Max, 1,0 – 1,5 l/ha Targa Super oder 1,5 – 2,0 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash durchgeführt werden. Dies sollte jedoch in einem separaten Arbeitsgang erfolgen um kein unnötiges Verträglichkeitsrisiko einzugehen. Diese Gräsermittel erfassen auch größere Hirsepflanzen noch sicher, sofern genügend Blattmasse benetzt wird. Auf eine warme und wüchsige Witterung ist zu achten. Allerdings ist diese separate Gräserbekämpfung in der Praxis nur in den seltensten Fällen notwendig, da die Nebenwirkungen der Vorauflaufkombinationen in der Regel auch gegen Gräser ausreichen. Gegebenenfalls wäre bereits eine Randbehandlung ausreichend.
Jürgen Unsleber
(Dipl. Ing. Agrar FH
Pflanzenbauberater LKP/Erzeugerring Mittelfranken, Soja-Netzwerk
Hier finden Sie eine Liste der zugelassenen Sojaherbizide und hier einen Bericht und Fotos zu überraschenden großflächigen Metribuzin-Schäden in Nord-Bayern und Nord Baden-Württemberg Mitte Mai 2014.